Mit „Harry Potter und der Halbblutprinz“ erschien am 16. Juli 2005 Joanne K. Rowlings sechster und somit vorletzter Roman der Buchreihe. Die Originalausgabe trägt den Titel „Harry Potter and the Half-Blood Prince” und brach erneut Verkaufsrekorde: Über 6,9 Millionen Exemplare gingen am ersten Tag über die Ladentische. Im Carlsen Verlag erschien im Oktober 2005 die deutsche Fassung, erneut in der Übersetzung von Klaus Fritz. Mit rund 650 Seiten ist das Buch erstmals nicht länger als der Vorgängerroman und doch wird die Handlung zunehmend komplexer. Zahlreiche Handlungsstränge werden nun allmählich zusammengeführt und wichtige Weichen für den letzten Band gestellt: Todesser begehen ihre Gräueltaten. Nicht einmal Hogwarts ist noch sicher. Um Harry Potter für die Zukunft zu wappnen, ergründet Dumbledore mit ihm die dunkle Vorgeschichte Voldemorts. Im Schulalltag hilft das mysteriöse Lehrbuch des „Halbblutprinzen“, in Sachen Romantik scheinen Harry, Ron und Hermine auf sich gestellt. Das Ende hält die wohl größte aller Überraschungen bereit, die über das weitere Schicksal von Hogwarts entscheidet.Der Roman beginnt die jüngsten Geschehnisse aus Sicht des britischen Premierministers zu rekapitulieren. Seitdem Lord Voldemort und seiner Todesser wieder erstarkten, beherrschen Gewalt und Unrecht die magische Welt. Tragische Zwischenfälle häufen sich: Menschen verschwinden auf mysteriöse Weise, rätselhafte Unglücks- und Todesfälle sind zu beklagen – auch in der Welt der Muggel. Deshalb wird der Premierminister seit langem vom Minister der Zauberwelt über die Vorgänge informiert und um Mithilfe gebeten. Doch Cornelius Fudge ist nicht länger Minister für Zauberei – Rufus Scrimgeour, ehemals Chef der Auroren, hat sein Amt übernommen. Unterdessen treffen sich dunkle Gestalten: Narzissa Malfoy bittet Severus Snape, ihren Sohn Draco zu beschützen, bei einem Auftrag Lord Voldemorts, dem er vielleicht nicht gewachsen ist. Snape schwört, Draco zu helfen und die geheimnisvolle Aufgabe im Notfall an seiner Stelle zu beenden.
Bevor für Harry Potter währenddessen das sechste Schuljahr in Hogwarts beginnt, hilft er Albus Dumbledore , den ehemaligen Lehrer Horace Slughorn zur Rückkehr an die Schule zu bewegen. Im Hause Weasley trifft er schließlich seine Freunde Ron, Hermine und Ginny wieder und unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen beginnt der Schulalltag. Zur Verwunderung der Schüler wird der kauzige Horace Slughorn zum Professor für „Zaubertränke“. Snape hingegen übernimmt – endlich – „Verteidigung gegen die Dunklen Künste“. Harry hat Glück im Unglück: wenn Snape nicht mehr „Zaubertränke“ lehrt, kann er es als UTZ-Kurs belegen und so seinem Ziel, Auror zu werden, ein Stück näher kommen. Hilfe bekommt er auch von einem alten Lehrbuch über Zaubertränke, in dem sein Vorbesitzer, der „Halbblutprinz“, nützliche Anmerkungen und offenbar selbst erfundene Zaubersprüche notiert hat. Doch nicht nur Harrys Noten in „Zaubertränke“ verbessern sich, auch sein Ruf ist ein anderer. Es mehrt sich das Gerücht über eine Prophezeiung, die ihn als den „Auserwählten“ sieht, also als denjenigen, der Voldemort letztlich besiegen wird.
Schließlich habe er ihm bereits als Baby die Stirn geboten und dessen Mordanschlag überlebt.
Um besser verstehen zu können, wie der dunkle Lord denkt und handelt, bekommt Harry Privatunterricht von Albus Dumbledore, der so herausfindet, warum Voldemort bisher nicht vernichtet werden konnte: Um unsterblich zu sein, hat der Dunkle Lord seine Seele in sieben Teile aufgeteilt. Sechs davon hat er in verschiedenen Gegenständen, den Horkruxen, versteckt. Der siebte Teil befindet sich in seinem Körper. Um Voldemort besiegen zu können, müssen alle anderen sechs Teile zerstört werden. Als Harry das Tagebuch von Tom Riddle vernichtete, zerstörte er auch, ohne es zu wissen, den ersten Horkrux. Einen Weiteren konnte Dumbledore vernichten, wie er Harry berichtet.
Als in den folgenden Wochen der Tagesprophet von der zunehmenden Zahl verschwundener Personen und auch Todesfälle berichtet, greift allmählich Panik um sich. Hinter den Vorfällen in Hogwarts – Ron und Katie Bell aus Gryffindors Quidditch-Team entgehen nur beinahe dem Tode – stecken nach Harrys Meinung Draco Malfoy und Snape. Als er vom „Unbrechbaren Schwur“ Snapes erfährt, versucht er, deren Pläne aufzudecken. Doch Ron und Hermine glauben ihm nicht, dass die beiden Todesser sind. Malfoy sei zu jung und Snape genieße Dumbledores Vertrauen. Auch Remus Lupin, Arthur Weasley und Dumbledore selbst widersprechen Harry. Als er erfährt, dass Snape für den Tod seiner Eltern mitverantwortlich ist, wird sein Hass nur größer.
Die Ereignisse überschlagen sich als Harry und Dumbledore außerhalb von Hogwarts nach einem weiteren Horkrux – Slytherins Medaillon – suchen. Sie finden es in einer düsteren Höhle, auf dem Grund eines kleinen Beckens, voll von einer geheimnisvollen Flüssigkeit. Dumbledore trinkt sie, um an das Medaillon zu gelangen und wird vergiftet. Sein Zustand verschlechtert sich, als sie nach Hogsmeade apparieren und über dem Astronomieturm, dem höchsten Punkt der Schule, schwebt bereits das „Dunkle Mal“: das Zeichen der Todesser. Draco Malfoy half Voldemorts Anhängern, einen Weg in das Schloss zu finden und nun wird deutlich, wie Dracos Auftrag lautet: töte Dumbledore! Zwei Versuche hat der Junge bereits unternommen und dabei beinahe Katie und Ron getötet.
Als nun Harry und Dumbledore zum Astronomieturm fliegen, bleibt Harry nur, unter seinem Tarnumhang unsichtbar und zu seinem Schutz von Dumbledore immobilisiert, alles mit anzusehen: Draco entwaffnet den Schulleiter, bringt es aber nicht fertig, seinen Auftrag zu vollenden. Weitere Todesser erscheinen und bedrängen Malfoy. Als Snape erscheint, tötet er Dumbledore mit dem Avada-Kedavra-Fluch. Harry, durch Dumbledores Tod von dessen Bann befreit und wieder mobil, verfolgt die fliehenden Todesser. In einem Duell erweisen sich die Zaubersprüche aus dem Buch des Halbblutprinzen als nutzlos, da Snape sie selbst erfunden hat: Er ist der Halbblutprinz. Ihm und Draco gelingt die Flucht. Die DA-Mitglieder Ron, Hermine, Ginny, Luna und Neville sowie Mitglieder des Phönixordens und einige Lehrer können die übrigen Todesser besiegen.
Als wieder Ruhe einkehrt, sind alle fassungslos. Ist dies das Ende Hogwarts? Minerva McGonagall übernimmt die Schulleitung, bricht das Schuljahr aber ab und lässt offen, ob die Schule nach den Sommerferien wieder geöffnet werden kann. Beim Begräbnis Albus Dumbledores erweist nahezu das gesamte Personal der Potter-Romane dem großen Zauberer die letzte Ehre. Harry wird nicht nach Hogwarts zurückzukehren, stattdessen macht er es sich zur Aufgabe, die verbleibenden Horkruxe zu finden und Voldemort zu töten. Ron und Hermine wollen an seiner Seite kämpfen, was Harry nur größere Sorge bereitet. Zu allem Übel handelt es sich beim gefundenen Medaillon nicht um einen Horkrux. Stattdessen enthielt es eine geheimnisvolle Nachricht an Voldemort: R.A.B. habe den Horkrux entwendet und wolle den Dunklen Lord vernichten. Ist R.A.B. also Freund oder Feind? Und wird Harry am Ende die Größe besitzen, anstelle Dumbledores gegen die Dunklen Mächte zu kämpfen?
„Harry Potter und der Halbblutprinz“ macht Ernst. Seine Protagonisten sind endgültig keine Kinder mehr: Ihre Aufgabe ist nicht weniger als die Rettung einer aus den Fugen geratenen Welt. Größer könnte die Spannung auf den Ausgang der Harry Potter-Abenteuer am Ende eines sechsten Bandes nicht sein.
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